Von Noreen Burke
Investing.com - Der US-Arbeitsmarktbericht per Berichtsmonat Januar steht in dieser Handelswoche im Zentrum des Börsengeschehens. Noch immer rätseln die Investoren, wie aggressiv die US-Notenbank Fed in ihrem Kampf gegen die Inflation vorzugehen gedenkt. Auch die Bilanzsaison geht mit Volldampf weiter: Die Tech-Giganten Amazon (NASDAQ:AMZN) und die Google-Mutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) gewähren Einblick in ihre Bücher. Die Volatilität dürfte also hoch bleiben, auch weil die Bank of England und die Europäische Zentralbank ihre geldpolitischen Entscheidungen bekannt geben. Hier finden Sie die wichtigsten Themen zum Start in die neue Börsenwoche.
1. US-Arbeitsmarktbericht
Am Freitag steht der offizielle US-Arbeitsmarktbericht per Berichtsmonat Januar auf dem Programm. Ökonomen gehen davon aus, dass die Wirtschaft im Vergleich zum Dezember (199.000), als die Omikron-Variante ihr Unwesen trieb, lediglich 155.000 neue Jobs geschaffen hat.
Anhaltspunkte für eine fortgesetzte Belebung auf dem Arbeitsmarkt könnten die Spekulationen darüber anheizen, wie aggressiv die Fed die Geldpolitik im Kampf gegen die hohe Inflation straffen wird.
Nach ihrer Sitzung in der vergangenen Woche stellte die Fed eine Zinserhöhung im März in Aussicht. Das war an sich nichts Neues, aber Fed-Chef Jerome Powell deutete mehr als die vier Zinserhöhungen an, die die Märkte für dieses Jahr bereits eingepreist haben.
Am Freitag sagte der Präsident der Atlanta Fed, Raphael Bostic, dass die Zentralbank die Zinsen um bis zu einen halben Prozentpunkt anheben könnte, wenn die Wirtschaftsdaten dies rechtfertigen.
"Alle Optionen liegen bei jeder Sitzung auf dem Tisch," sagte Bostic am Freitag im Gespräch mit der Financial times. " Sollten die Daten eine Entwicklung erkennen lassen, die eine Erhöhung um 50 Basispunkte erforderlich oder angemessen erscheinen lässt, werde ich mich darauf einlassen. Falls es sinnvoll ist, die Zinsen nacheinander zu erhöhen, bin ich damit einverstanden", sagte er dem Magazin.
Goldman Sachs (NYSE:GS) prognostiziert, dass die Federal Reserve die Leitzinsen in diesem Jahr statt bisher vier fünf Mal anheben wird. Die erste Anhebung werde für März erwartet, hieß es in einer Mitteilung der Ökonomen am Freitagabend.
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2. Berichtssaison
Auch in dieser Woche stehen wieder zahlreiche Gewinnmeldungen an, unter anderem von Schwergewichten wie Alphabet und Amazon, die am Dienstag bzw. Donnerstag ihre Ergebnisse veröffentlichen.
Tech-Aktien (NYSE:XLK) stehen bislang in diesem Jahr unter Druck. Schuld daran sind die himmelhohen Bewertungen einiger Wachstumswerte in einem Umfeld steigender Renditen infolge der von der Fed geplanten Straffung der Geldpolitik zur Eindämmung der Inflation.
Bislang konzentrierten sich die Anleger in dieser Berichtssaison vor allem auf die Prognosen und die Frage, wie sich die anhaltenden globalen Versorgungsengpässe der Unternehmen auf deren zukünftige Geschäftsergebnisse auswirken könnten.
Die Anleger an der Wall Street haben Unternehmen wie Netflix (NASDAQ:NFLX), JPMorgan (NYSE:JPM) und Tesla (NASDAQ:TSLA), die in den letzten Wochen keine überzeugenden Ergebnisse vorlegen konnten, abgestraft.
Neben Alphabet und Amazon legen auch Meta Platforms (NASDAQ:FB), General Motors (NYSE:GM), Ford (NYSE:F), Exxon Mobil (NYSE:XOM), Bristol-Myers Squibb (NYSE:BMY) und Merck (NYSE:MRK) in dieser Woche ihre Geschäftszahlen vor.
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3. Buy the Dip?
In Reaktion auf den steilen Einbruch der US-Börsen im Januar fragen sich viele Investoren, ob jetzt bereits ein guter Zeitpunkt ist, um Aktien zum Schnäppchenpreis zu kaufen.
Der S&P 500 ist im Jahr 2022 bisher um über 9 % gefallen, während der technologielastige Nasdaq nach einem Fall von fast 15 % im Korrekturbereich angelangt ist.
Den Dip zu kaufen erwies sich für viele Anleger in den letzten zwei Jahren als gewinnbringende Strategie, als die umfangreichen Stimulus-Programme aus der Pandemiezeit den Aktienmarkt zu immer neuen Rekordhochs verhalfen. Da jedoch in diesem Jahr mit bis zu fünf Zinserhöhungen der Fed zu rechnen ist, sehen sich die Anleger mit einer neuen Realität konfrontiert.
Den Strategen von Barclays war der Kurssturz noch nicht heftig genug, weshalb sie Anfang letzter Woche in einer Notiz meinten, es sei noch "zu früh, um den Dip zu kaufen".
Sollte sich die US-Berichtssaison aber weiterhin so gut entwickeln wie bisher, so könnte das für viele Anleger ein Grund sein, sich günstig in den Markt einzukaufen.
Von den 168 S&P 500 Unternehmen, die bisher Q4-Ergebnisse gemeldet haben, haben 77,4 % die Gewinnerwartungen übertroffen. Das zeigen aktuelle Auswertungen von Refinitiv, einem globalen Anbieter von Finanzmarktdaten.
Die Gewinne im vierten Quartal 2021 dürften um 25,2 % im Vergleich zum Vorjahresquartal steigen. Ohne den Energiesektor wird ein Gewinnanstieg von 17,1 % prognostiziert.
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4. Zinserhöhung der Bank of England
Es wird erwartet, dass die BOE auf ihrer nächsten Sitzung am Donnerstag die Leitzinsen erneut um 0,25 % heraufsetzen wird. Damit soll die Inflation eingedämmt werden, die auf dem höchsten Stand seit dreißig Jahren ist.
Im Dezember war die BOE die erste große Zentralbank der Welt, die seit Beginn der Pandemie die Zinssätze anhob. Mit Spannung blicken die Marktbeobachter daher auf die Äußerungen von Gouverneur Andrew Bailey zur künftigen Entwicklung der Zinsen.
Mit der erwarteten Zinserhöhung erreicht die Bank auch die Schwelle für den beginnenden Abbau ihrer Bilanz, der bereits im März eingeleitet werden könnte.
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5. Daten aus der Eurozone und EZB-Sitzung
Im Vorfeld der EZB-Sitzung am Donnerstag erscheinen in der Eurozone die Daten zum BIP für das vierte Quartal und die Inflationszahlen für Januar. Bei den BIP-Daten zeichnet sich eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in den drei Monaten bis Dezember ab, während die Inflation voraussichtlich nachlässt.
Im Vergleich zur Fed und zur BOE ist die EZB noch meilenweit von einer Anhebung der Leitzinsen entfernt.
Marktbeobachter erwarten in dieser Woche keine Änderungen in der EZB-Geldpolitik. Allerdings muss EZB-Chefin Christine Lagarde den Märkten unmissverständlich klarmachen, dass die Währungshüter an ihrer aggressiven Haltung gegenüber der Inflation festhalten, aber gleichzeitig verfrühte Spekulationen über Zinserhöhungen im Keim ersticken.
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--Reuters hat zu diesem Bericht beigetragen.