Die Aktienmärkte konnten den August trotz Negativ-Schlagzeilen solide - wenn auch nicht spektakulär - im Plus beenden.
Zu den Negativ-Ereignissen zählten natürlich der Rückzug der Vereinigten Staaten aus Afghanistan, die weltweite Besorgnis über die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus und ein großer Hurrikan, der New Orleans und den Südosten Louisianas erschütterte.
Für Unterstützung am Aktienmarkt sorgte aber wieder einmal der US-Notenbankchef Jerome Powell. Letzte Woche sagte er, dass die Zentralbank ihre Konjunkturmaßnahmen allmählich zurückfahren werde - allerdings nur langsam. Die Chancen stehen also gut, dass die Zinsen in den USA nicht vor Ende 2022 oder Anfang 2023 angehoben werden.
Infolgedessen stieg der S&P 500 Index und beendete den Monat mit einem Plus von 2,9 %. Im Jahresvergleich steht bereits heute ein Plus von 20,4 % zu Buche.
Die siebenmonatige Gewinnsträhne des Index stellt die längste seit einer zehnmonatigen Dauer-Hausse zwischen April 2017 und Januar 2018 dar.
Laut Standard & Poor's hat der breiter gefasste Referenzindex an 53 Tagen in diesem Jahr auf einem neuen Rekordhoch geschlossen. In der Indexgeschichte ist dies davor nur viermal der Fall gewesen, und das Jahr hat noch vier Monate.
Derweil kletterte der NASDAQ Composite im August um 4 % und verzeichnete damit den drittbesten Monatsgewinn in diesem Jahr. Der NASDAQ 100 Index gewann im gleichen Zeitraum 4,2 %. Die technologielastigen Indizes liegen im Jahr 2021 bisher um 18,4 % bzw. 20,9 % im Plus.
Der Dow Jones Industrial Average verbuchte im abgelaufenen Börsenmonat ein Plus von 1,2 %, das ist zwar im Vergleich zu den anderen indizes bescheiden, aber der Standardwerteindex steht im laufenden Jahr bereits bei plus 15,3 %.
Geopolitische Spannungen und sich verändernde interne Realitäten am Aktienmarkt
Dennoch gibt es Bedenken, die man im Auge behalten sollte:
- Befürchtungen, dass die inflationären Kräfte, die mit dem Beginn der wirtschaftlichen Erholung im letzten Jahr freigesetzt wurden, nicht eingedämmt werden können.
- Die Delta-Variante des COVID-Virus könnte sich als virulenter erweisen als die Version, die sich im Jahr 2020 im ganzen Land ausbreitete, und einen weiteren Wirtschaftsstillstand erzwingen. (Wie das Seattle Children's Hospital am Dienstag mitteilte, ist einer seiner Patienten vor einer Woche an dem Virus gestorben).
- Geopolitische Spannungen, insbesondere in Afghanistan und Ostasien.
Sodann sollte man auch die internen Gegebenheiten am Aktienmarkt berücksichtigen:
Die Gewinne am Gesamtmarkt spiegeln in letzter Zeit fast ausschließlich die Zuwächse bei den größten und wachstumsstärksten Aktien wider. Die Zuwächse bei den Mid-Cap- und Small-Cap-Aktien haben sich seit einer kräftigen Rallye im ersten Quartal abgeschwächt.
Der Russell 2000 Index schloss zuletzt am 15. März auf einem 52-Wochen-Hoch und einem Rekordhoch.
Im ersten Quartal war er noch um 12,4 % gestiegen. Der mittelgroße S&P 400 Index erhöhte sich im ersten Quartal um 13,1 % und erreichte am 10. Mai seinen Höhepunkt. Der Small-Cap S&P 600 Index gewann im ersten Quartal 18 % und markierte zuletzt am 8. Juni ein neues Allzeithoch.
Unterstützt wurden die Märkte durch eine Reihe positiver Katalysatoren: die anhaltende Niedrigzinspolitik der Fed, die moderaten Ölpreise (Rohöl fiel im August um etwa 10 %), und der Konsum-Boom ging mit dem erhofften Ende des COVID-19-Virus einher. Die Nachfrage nach Eigenheimen in den Vereinigten Staaten entwickelt sich weiter robust, sofern die Käufer überhaupt noch ein Objekt finden können. Gleichzeitig steigen auch die Preise, was wiederum den Verkäufern zugute kommt.
Die Unternehmensgewinne waren in den letzten neun Monaten im Allgemeinen sehr gut ausgefallen, insbesondere bei den Technologiewerten. Auf die 10 wichtigsten Aktien im S&P 500 entfallen inzwischen 28 % der Marktkapitalisierung des Indexes. Sechs davon kommen aus dem Technologiesektor.
Theoretisch könnte die derzeitige gute Wirtschaftslage den Finanzmärkten zumindest bis zum Jahresende weitere Gewinne bescheren, schließlich profitieren Aktien übergeordnet weiter von den extrem niedrigen Zinsen.
Konjunkturschwäche und Saisonalität bleiben ein Faktor
Aber zu Schwankungen kann es von Zeit zu Zeit immer wieder kommen. Zoom Video Communications (NASDAQ:ZM) kollabierte am Dienstag um 16,7 % auf 289,50 Dollar, nachdem das Videokonferenz-Unternehmen prognostiziert hatte, dass sich das Wachstum in den kommenden Quartalen verlangsamen wird.
Den Aktienmärkten könnte auch der für Freitag erwartete Bericht über die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft einen Dämpfer versetzen, sofern er die Schätzungen der Experten nicht erfüllt. Die von Investing.com befragten Analysten erwarten für August einen Stellenanstieg um 750.000, wobei die Arbeitslosenquote von 5,4 % im Vormonat auf 5,2 % sinken dürfte. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenquote noch bei 14,5 %.
Die Fed wünscht sich steigende Beschäftigtenzahlen und eine weiter sinkende Arbeitslosenquote, auch wenn Kritiker an der Wall Street und anderswo befürchten, dass sich die Inflation, die mit dem Beginn des Aufschwungs im Jahr 2020 in Gang gesetzt wurde, als hartnäckiger erweisen könnte, als alle erwarten.
Die Fed-Vertreter haben diese Befürchtungen größtenteils zurückgewiesen und argumentiert, dass der Aufschwung zu zerbrechlich sei, um die Zinsen zu früh anzuheben.
Und viele Investoren fühlen sich in Bezug auf die Haltung der Fed wohl. Die Rede von Powell am Freitag wurde von den Märkten positiv aufgenommen. Der S&P 500, der NASDAQ und der NASDAQ 100 schlossen alle auf neuen Rekordhochs.
Der S&P 500 hat seit der Woche zum 7. Juni mindestens einmal pro Woche ein neues Allzeithoch erreicht. Der NASDAQ 100 erzielte seit Anfang Juni 20 neue Höchststände und 18 neue 52-Wochen-Höchststände.
Die Vergangenheit lehrt uns jedoch, dass der Aktienmarkt umso anfälliger für einen Rücksetzer wird, desto abhängiger er von den Renditen einer immer geringeren Zahl von Unternehmen ist.
Der September kann äußerst volatil werden. Beim Ausbruch der Großen Rezession im September 2008 fiel der S&P 500 um 9,1 %. In den Jahren 2011 und 2015 setzten die wichtigsten Börsenindizes im selben Monat zurück, und im Jahr 2020 war ein leichter Pullback zu beobachten.
Gewinner und Verlierer im Börsenmonat August
Die Stars im Börsenmonat August (zumindest im S&P 500) waren
- Finanzwerte (NYSE:XLF), darunter Goldman Sachs (NYSE:GS), die im August um 10,3 % zulegten und damit auch im Dow mit seinen 30 Einzelwerten an der Spitze der Performance-Tabelle standen.
- Kommunikationswerte (NYSE:XLC), darunter Facebook (NASDAQ:FB), Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Netflix (NASDAQ:NFLX) und Walt Disney (NYSE:DIS).
- Technologiewerte (NYSE:XLK) wie Apple (NASDAQ:AAPL), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und der Chip-Hersteller NVIDIA (NASDAQ:NVDA), eine wichtige Kraft im Grafikbereich und beim Krypto-Mining. Apple, Microsoft, Amazon (NASDAQ:AMZN), Alphabet und Facebook verfügen inzwischen über eine Marktkapitalisierung von über 1 Billion Dollar.
- Die NVIDIA-Aktien sind in diesem Monat um 15 % und im laufenden Jahr um etwa 70 % gestiegen.
- Versorgeraktien (NYSE:XLU), die wegen ihrer Dividenden und stabilen Erträge als defensive Aktien geschätzt werden, standen ebenfalls im Mittelpunkt.
Die Verlierersektoren waren:
- Materials (NYSE:XLB), einschließlich Minenaktien, zum Beispiel Newmont Mining (NYSE:NEM) und FMC (NYSE:FMC).
- Konsumgüter, darunter Starbucks (NASDAQ:SBUX) und Target (NYSE:TGT).
- Industriewerte (NYSE:XLI) wie General Motors (NYSE:GM) und Boeing (NYSE:BA).
- Basiskonsumgüter, einschließlich Clorox (NYSE:CLX) und McDonald's (NYSE:MCD).
- Energie (NYSE:XLE), unter anderem Halliburton (NYSE:HAL) und Chevron (NYSE:CVX).
Außerhalb des Aktien-Universums gab es einen großen Gewinner: Bitcoin. Die Cyberdevise stieg im Monatsverlauf um 13,2 % und schloss Ende August bei einem Stand von 46.996 Dollar. Mitte April erreichte die nach Marktkapitalisierung wichtigste Kryptowährung mit 64.788 Dollar ihren Höchststand und fiel bis Mitte Juli um fast 54 % auf 29.366 Dollar. Dann erholte sich der BTC um bis zu 72 % auf fast 51.000 Dollar, bevor er wieder etwas zurückfiel.
Der wohl größte Verlierer des Monats war Holz. Der Rohstoff schoss im Mai auf bis zu 1.733,50 Dollar, brach danach aber ein und beendete den August mit einem Minus von 72 % bei 482,80 Dollar.